B Corp vs. GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie)

Vergleich: B Corp vs. GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie)

 

Die B Corp- und Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)-Bewegung haben viel gemeinsam und doch einige wesentliche Unterschiede. In diesem Artikel gehe ich auf drei zentrale Unterschiede ein. 

Darüber hinaus habe ich einen umfassenderen Vergleich zwischen B Corp und GWÖ in diesem Sheet zusammengefasst. Die Übersicht kann gerne kopiert und für interne Präsentationen genutzt werden.

Der folgende Vergleich zwischen B Corp und der GWÖ basiert auf Recherche, eigenen Erfahrungen aus der Beratungspraxis und Erfahrungswerten von Unternehmen, die sowohl B Corp-zertifiziert als auch GWÖ-bilanziert sind. 

 

Nach einem kurzen allgemeinen Vergleich, gehe ich auf folgende drei Unterschiede ein:

  1. Allgemein: Vision, Bewegung, Rahmenwerk
  2. Unterschied 1: Zertifizierung vs. Bilanzierung
  3. Unterschied 2: Normative vs. neutrale Ausrichtung 
  4. Unterschied 3: Globale vs. lokale Präsenz

 

Allgemein: Vision, Bewegung, Rahmenwerk

Sowohl B Corp als auch die GWÖ stehen übergreifend für alternative, nachhaltige Wirtschaftsmodelle, die aus mehreren “Komponenten” bestehen. Dazu gehört ein Visionsbild, der Aufbau einer Community/Bewegung, um den Wandel dorthin zu beschleunigen, und ein Rahmenwerk, das Unternehmen nutzen, um ihren Impact zu messen und zu verbessern. 

 

Gemeinwohl-Ökonomie

Die GWÖ ist ein Modell zum Aufbau einer nachhaltigen und ethischen Marktwirtschaft. Sie definiert eine alternative Wirtschaftsordnung zum Wohle aller: Das Ziel des Wirtschaftens ist – wie der Name sagt – das Gemeinwohl. 

Die GWÖ ermöglicht in diesem Kontext die Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz, die auf der sogenannten „Gemeinwohl-Matrix“ basiert, in der 20 Gemeinwohl-Themen beschrieben sind. Anhand der Matrix, welches das zugrundeliegende Rahmenwerk darstellt, wird der Impact eines Unternehmens sichtbar gemacht. In jeder Gemeinwohl-Bilanz können maximal 1000 Punkte erreicht werden. 

 

B Corp

Bei B Corp handelt es sich ebenfalls um ein alternatives Modell, welches in eine ähnliche Richtung geht. Die Vision ist eine “gerechte, inklusive und regenerative” Wirtschaft, welche dadurch ermöglicht wird, dass Unternehmen die Interessen ihrer Stakeholdergruppen in die Entscheidungsprozesse systematisch einbeziehen und keine Gruppe per se vorrangig behandeln. Dies wird formal in der Satzung des Gesellschaftsvertrags festgehalten und ist eine zentrale Voraussetzung für die B Corp-Zertifizierung (bei der GWÖ wird dies nicht gefordert). 

Um eine zertifizierte B Corp werden zu können, füllen Unternehmen das B Impact Assessment (Rahmenwerk) aus, welches ebenso dazu dient den Impact sichtbar zu machen. Gleichzeitig bildet es die Grundlage für den Zertifizierungsprozess, für dessen Zulassung mindestens 80 von 200 möglichen Punkten erreicht werden müssen.

 

Unterschied 1: Zertifizierung vs. Bilanzierung

Damit kommen wir zum ersten wesentlichen Unterschied zwischen B Corp und der GWÖ: bei der GWÖ handelt es sich um eine Bilanzierung, die jedes Unternehmen vornehmen und veröffentlichen kann. Bei B Corp dagegen handelt es sich um eine Zertifizierung, für die ein Mindeststandard gilt (80 Punkte im Assessment). Zudem können sich nur im Handelsregister eingetragene Unternehmen B Corp-zertifizieren, während bei der GWÖ, auch Kommunen und gemeinnützige Organisationen eine Bilanz erstellen können. 

 

Unterschied 2: Normative vs. neutrale Ausrichtung 

Unternehmen, die sich mit B Corp und GWÖ gleichermaßen auseinandergesetzt haben, geben an, dass die GWÖ ein stärker normativ ausgerichtetes Modell ist, welches insbesondere im Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ des Mitinitiators der Bewegung Christian Felber dargestellt wird. Eine kritische Betrachtung der weltanschaulichen Grundfesten in den Arbeiten Felbers kann hier nachgelesen werden. Die allgemeine Kommunikation bei B Corp ist in dieser Hinsicht “neutraler”. B Corps kommunizierte “Weltanschauung” begrenzt sich auf ein kurzes Manifest, die “Declaration of Interdependence”, welches im Kern aussagt, dass wir alle voneinander abhängig sind und damit füreinander Verantwortung tragen müssen.

 

Unterschied 3: Globale vs. regionale Präsenz

Der dritte Unterschied ist für viele Unternehmen entscheidend: die geographische Präsenz. Die GWÖ ist mit rund 600 bilanzierten Unternehmen vor allem in der D-A-CH-Region präsent. Die B Corp-Bewegung dagegen, aus den USA kommend, hat eine globale Präsenz, vor allem in Nord- und Südamerika. Innerhalb Europas ist sie insbesondere in den BeNeLux-Ländern sowie in Großbritannien vertreten. In Deutschland steht die Bewegung noch am Anfang mit rund 50 zertifizierten Unternehmen. Das kann ein Entscheidungskriterium sein, wenn es darum geht, wo ein Unternehmen operativ tätig ist bzw. in welche Länder es künftig expandieren will. 

 

Abschließend bleibt zu sagen, dass in beiden Fällen die zugrundeliegenden Rahmenwerke ein gutes Mittel sind, um Blinde Flecken im Nachhaltigkeitsmanagement zu entdecken, den eigenen Impact zu bewerten und zu verbessern. Da das B Impact Assessment und die GWÖ-Matrix kostenfrei zu nutzen sind, lohnt sich der praktische Einblick, ganz abgesehen davon, ob eine Bilanzierung oder Zertifizierung angestrebt wird. 

 

Hier geht es zur tabellarischen Übersicht B Corp vs. GWÖ. 

 

Tabellarischer Vergleich B Corp vs. GWÖ