Marcel Pietsch-Khalili trägt ein weißes, hochgekrempeltes Hemd, steht mit verschränkten Armen vor einem Fenster und schaut lächelnd zuversichtlich hinaus

Wie PNZ neue Nachhaltigkeitsstandards in der Chemieindustrie setzt

 

Dieses Interview mit Marcel Pietsch-Khalili, Geschäftsführer bei PNZ, erfolgte im Rahmen der Best for the World-Auszeichnung durch B Lab. Die weiteren Interviews dieser Reihe sind am Ende des Posts verlinkt. 

 

„Wir verstehen Nachhaltigkeit nicht als Business-Ziel,
sondern als zentralen Kern aller unserer Aktivitäten.“

 

Die B Corporation PNZ Holzpflege Manufaktur wurde in diesem Jahr von B Lab in der Kategorie Umwelt als “Best for the World” ausgezeichnet. Wir stellen Marcel Pietsch-Khalili 5 Fragen dazu und erfahren u.a. wie PNZ als Chemieunternehmen Nachhaltigkeit angeht und welche Faktoren ausschlaggebend für die Erfolge der letzten Jahre waren.  

 

Was hat aus Deiner Sicht zu dieser Auszeichnung geführt? Was repräsentiert die hohe Punktzahl in der Kategorie?

 

Wir sind sehr begeistert, es unter die Top 3 der Welt in unserer Kategorie geschafft zu haben. Aber vor allem freut es uns, dass unsere Vision aufgeht, in einer High-Impact-Branche wie der Chemieindustrie Nachhaltigkeit auf eine ganz neue Art und Weise anzugehen. 

 

Unser B Corp Score im Bereich „Umwelt“ liegt derzeit bei 55,8. Dieses Ergebnis haben wir nicht nur für die Entwicklung besonders umweltfreundlicher Produkte erhalten. Insbesondere ist es uns gelungen, Produktionsverfahren und Produkt-Lebenszyklus immer weiter zu optimieren. Ein Beispiel: Wir haben so „nebenbei“ zur eigentlichen Produktentwicklung ein neuartiges Reinigungssystem und ein Bewertungstool für den Impact von Produktverpackungen entwickelt. Es ist uns gelungen, unsere Firma in Scope 3 (also inklusive der Lieferkette) CO2-neutral zu machen. Außerdem forschen wir mit international renommierten Instituten an neuartigen Technologien, wie Chemie noch ressourcenschonender und umweltverträglicher werden kann. 

 

All diese parallelen Entwicklungen waren nur möglich, weil wir Nachhaltigkeit zum Herzstück unseres Geschäftsmodells machen konnten.

 

Ihr habt in der Kategorie Umwelt zudem ein Impact Business Model. Kannst Du kurz beschreiben, was das ist und was dieses ausmacht?

 

Wir verstehen Nachhaltigkeit nicht als Business-Ziel, sondern als zentralen Kern aller unserer Aktivitäten. Daher haben wir auch keine Nachhaltigkeitsabteilung, sondern die Arbeit an einem ressourcenschonenden Umgang mit der Natur und der Gesellschaft ist Aufgabe aller Mitarbeiter – an jedem Tag. Unser Impact Business Model umfasst 6 Ebenen: 

 

  1. Produkte und ihr Lebenszyklus: von regionalen Rohstoffen, Verpackungen über Lebensdauer als relevanten Nachhaltigkeitsfaktor bis hin zum End-of-lifecycle
  2. Unsere Produktion mit allen Inputs und Outputs (auch Wasser, Luft, etc.)
  3. Unsere Wertschöpfungskette: insbesondere Ethik und Scope 3 Kompensation (keine unerkannte exportierte Verschmutzung)
  4. Neue Technologien: CO2-Reduktion und andere Forschungsprojekte
  5. Soziale Fragen: wir bewerten uns nach den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDG 17) und haben eine Haltung zu wichtigen sozialen Fragen 

Last but not least:

  1. Die Organisation von Nachhaltigkeitsbemühungen im Unternehmen

 

Welchen konkreten Impact habt ihr mit den Maßnahmen in dieser Kategorie erreichen können? Worauf seid ihr besonders stolz?

 

Unsere Holzpflege Manufaktur liegt im Naturpark Altmühltal. Der Weg zur Arbeit führt uns durch einen der größten zusammenhängenden Buchenwälder Deutschlands. Dieser Standort und der starke regionale Bezug unserer 45 Kollegen hat unsere Überzeugung geprägt, dass man mit Nachhaltigkeit nie fertig ist. 

 

Wenn wir unsere Top 3 Ergebnisse der letzten 5 Jahre aussuchen müssten, wären das wahrscheinlich folgende:

 

Umweltschutz

 

Wir haben uns in allen Bereichen dem Umweltschutz verschrieben und lassen uns daran messen: Wir stellen Produkte aus nachwachsenden, regionalen Rohstoffen her mit dem Ziel, den CO2-Footprint auf null zu reduzieren. Wir kompensieren den heute nicht vermeidbaren Footprint zu 100% in Scope 3. Unsere Reduktionsziele lassen wir extern im Rahmen der UN Science Based Targets Initiative und der ISO 14001 überprüfen und validieren. Wir legen regelmäßig öffentlich Rechenschaft über unsere Erfolge (und Misserfolge) ab, zum Beispiel in einem jährlichen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht.

 

Unternehmensorganisation

 

Die Unternehmensorganisation ist die Grundvoraussetzung für echte Impact-Verbesserung. Bei uns sind alle Kollegen damit befasst, in ihrem Bereich nach Lösungen für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Diese flache Organisationsform hat sich für uns als sehr produktiv erwiesen. Neben der Entwicklung immer nachhaltigerer Produkte sind daraus z.B. eine bruchsichere Versandverpackung für Farben mit 50% weniger Kartonage und ohne Kunststoffe oder ein neuer Reinigungsprozess für Produktionsbehälter entstanden, der Abfall um 80% reduziert. 

 

Zudem forschen wir seit vielen Jahren erfolgreich an neuen Technologien, deren Umweltbelastung nicht mit zunehmendem Output skaliert und haben dazu unseren Produktentwicklungsprozess komplett umgebaut. Unser Labor forscht nicht mehr an Produkten, sondern an der kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeit des gesamten Rohstoff-Portfolios. Die daraus beschriebenen (und auch neu entdeckten) Rohstoffe gehen erst dann in die Produktformulierung ein, wenn sie unter Qualitäts- und Umweltgesichtspunkten für uns geeignet sind. Durch diesen permanenten Entwicklungsprozess ist es uns z.B. gelungen, das erste 100% Öl für den Außenbereich mit einem Anteil nachwachsender Rohstoffe von derzeit 96% zu formulieren. 

 

Internationale Zusammenarbeit

 

Wir glauben fest an die Kraft von internationaler Zusammenarbeit. Daher arbeiten wir regelmäßig an nationalen und internationalen Forschungsprojekten mit, derzeit eines zur Erstellung einer zentralen Umweltdatenbank für die Chemieindustrie und eines mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Gewinnung von Rohstoffen aus CO2. Wir teilen unser Wissen und unsere Erfahrungen auch mit Marktbegleitern, weil es die gesamte Branche besser macht. Und natürlich beziehen wir unsere Lieferkette mit ein und arbeiten eng mit Lieferanten an Nachhaltigkeit und der Einhaltung von Standards zusammen.

 

Ohne was oder wen wäre die Auszeichnung nicht möglich gewesen? 

 

Diese Frage ist für uns ganz einfach zu beantworten. Es sind unsere Mitarbeiter, die den Strategieprozess hin zum kohärenten Impact Business Model angestoßen, die die Unternehmensentwicklung getragen und viele kleine und große Verbesserungsmaßnahmen entdeckt, entwickelt und umgesetzt haben. Dieses breite Fundament war die Grundlage für alles.

 

Abschließend, was sind 5 Wörter, die für Dich die B Corp-Bewegung ausmachen?

 

Gemeinsam für eine bessere Welt.

 

Über PNZ Holzpflege Manufaktur

Im idyllischen Naturpark Altmühltal sind wir sehr mehr als 50 Jahren zuhause. In der PNZ Holzpflege-Manufaktur in Kipfenberg arbeiten 45 Menschen jeden Tag daran, die besten Pflegeprodukte für Holz herzustellen.

Dabei haben wir besonders hohe Ansprüche. Sowohl an die Nachhaltigkeit in allem, was wir tun, als auch an die Qualität unserer Produkte. Das beginnt schon bei der Gewinnung der Rohstoffe, die so weit wie möglich aus unserer direkten Umgebung kommen. Dass unsere Produktion und Logistik vollständig CO2-neutral sind, garantieren wir in Zusammenarbeit mit der internationalen Climate Neutral Group. Besonders stolz sind wir auf unsere Zertifizierung als ganzheitlich nachhaltige B Corporation, bei der sowohl die ökologischen als auch die sozialen Auswirkungen des unternehmerischen Handelns einer genauen Prüfung unterzogen werden.

Wir zeigen, dass Nachhaltigkeit praktisch machbar ist. Und wir wollen unser großes Ziel erreichen: Nur noch positive Fußabdrücke zu hinterlassen!

Mehr Informationen auf www.pnz.de

 

Über “Best for the World™

 

Jedes Jahr zeichnet B Lab die leistungsstärksten B Corps aus. “Best for the World” lautet die Auszeichnung für ein B Corp-zertifiziertes Unternehmen, wenn es in einem der fünf Wirkungsbereiche – Gemeinschaft, Kunden, Umwelt, Unternehmensführung und Mitarbeitende – zu den weltweit besten 5 % in ihrer jeweiligen Größengruppe gehören. Diese Unternehmen beweisen, dass sie erfolgreich die drei Säulen der Nachhaltigkeit integriert haben und als “die Besten für die Welt” eine Vorreiterrolle in einer Bewegung einnehmen, die die Transformation der Wirtschaft zu einer Stakeholder-orientierten und inklusiven Wirtschaft vorantreibt. 

 

Zu den anderen Interviews dieser Reihe

Andrea Bury, Gründerin ABURY Collection und Foundation

Génica Schäfgen, Head of Ecosia Germany

Elena Stark, Impact Managerin Tomorrow

Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies GmbH