Die Rolle der Impact Business Models bei der B Corp-Zertifizierung

Bei B Corp spielen sogenannte “Impact Business Models” eine nicht unwichtige Rolle. Ob ein Unternehmen für ein Impact Business Model qualifiziert ist, wird im Rahmen des B Impact Assessments festgestellt. Hier erkläre ich:

  • was ein Impact Business Model genau ist und welche Beispiele es für B Corps in Deutschland gibt
  • wie Sie herausfinden, ob Ihr Unternehmen für ein Impact Business Models qualifiziert ist und
  • welche Impact Business Models es im Rahmen des B Impact Assessments gibt

Grundsätzlich gilt, dass Unternehmen mit einem Impact Business Model den Mindeststandard von 80 Punkten für die Zertifizierung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bzw. mit einem geringerem Aufwand erreichen.

 

Was genau ist ein Impact Business Model (IBM)?

 

Impact Business Models sind Geschäftsmodelle, die darauf ausgelegt sind, eine positive Wirkung für eine bestimmte Stakeholder-Gruppe zu erzielen. Die Modelle können in ihren Produkten, einem bestimmten Prozess oder in der Struktur des Unternehmens angelegt sein. Wichtig ist, dass diese im Kern des Geschäftsmodells verankert sind und nicht nur in einem Teils dessen, z.B. in einem Produkt oder einer Produktlinie.

Impact Business Models sind einer der drei grundlegenden Bewertungssäulen der sozialen und ökologischen Leistung eines Unternehmens, die im B Impact Assessment bewertet werden. Daneben gibt es den Teil der Betrieblichen Auswirkungen („Operations“) und die Offenlegungsumfrage („Disclosure Questionnaire“):

 

B Impact Assessment

 

 

Beispiele für Impact Business Models bei B Corps in Deutschland:

 

  1. share

share ist ein Sozialunternehmen, das verschiedene Konsumgüter im Bereich Wasser, Lebensmittel und Hygiene herstellt. Das hier zugrundeliegende Impact Business Model lautet “Designed to Give” und bedeutet, dass jedes Produkt, das verkauft wird mit einer gleichwertigen Spende verbunden wird. Damit hilft share Menschen, die einen erschwerten Zugang zu eben diesen grundlegenden Gütern (Wasser, Lebensmittel, Hygieneprodukte) haben.

 

  1. PNZ-Holzprodukte

PNZ’ Produktpalette umfasst Holzbeschichtungen, Holzbehandlung, Reiniger sowie biobasierte Prozessöle. Darüber hinaus erforscht das Unternehmen nachwachsende Rohstoffe und die Grundlagen nachhaltiger Produkte auf Basis von Naturölen. PNZ’ Impact Business Model beruht auf den besonders innovativen, umweltfreundlichen Herstellungsverfahren, die Nachhaltigkeit nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern in der gesamten chemischen Industrie fördern.

 

  1. Tomorrow

Die Tomorrow ist Anbieterin für mobile Girokonten, die die Themen „Mobile Banking“ und „Sustainable Finance“ miteinander verbindet. Bei Tomorrow fließt das Geld der Kund*innen nicht in Rüstung, Kohlekraft und andere zweifelhafte Industrien. Sie finanziert ausschließlich nachhaltige und soziale Projekte. Das Impact Business Model liegt bei Tomorrow darin, dass mit jedem Cent, den Kund*innen auf ihre Konten einzahlen, eine positive Wirkung erzielt wird. Die genauen Anlagekriterien sind hier nachzulesen. 

 

Wie Sie herausfinden, ob ihr Unternehmen für ein Impact Business Model qualifiziert ist

 

Die Bestimmung, ob Ihr Unternehmen für ein Impact Business Model qualifiziert ist, ist einer der nuancierteren Teile des B Impact Assessments. Die meisten Unternehmen, die das B Impact Assessment ausfüllen, haben 0-2 Impact Business Models. Dass ein Unternehmen 3 oder mehr hat stellt die Ausnahme dar. Wenn Sie sich fragen, ob Ihr Unternehmen ein Impact Business Model hat, ist es hilfreich die zugrundeliegenden Prinzipien zu kennen. Diese sind: spezifisch, wesentlich, nachweisbar und dauerhaft.  

 

Spezifisch: Ein Impact Business Model konzentriert sich darauf einer bestimmten Stakeholder-Gruppe mit einem bestimmten positiven Nutzen/Ergebnis zu helfen.

Wesentlich: Ein Impact Business Model konzentriert sich darauf, einen Nutzen für seine Stakeholder-Gruppe zu erbringen, der für diese Gruppe wesentlich und signifikant ist.

Nachweisbar: Ein Impact Business Model ist dokumentierbar und nachvollziehbar, in der Regel durch unternehmenseigene Marketingmaterialien, Forschung/Untersuchungen sowie andere interne Dokumente.  

Dauerhaft: Ein Impact Business Model ist, da es inhärenter Teil des Geschäftsmodells ist, langfristig ausgerichtet. Während ein Unternehmen sein Geschäft durchaus umstellen könnte, um im Laufe der Zeit Impact Business Models hinzuzufügen oder zu entfernen, ist dies in der Regel nicht kurzfristig umsetzbar.  

 

Hier folgt eine Übersicht aller Impact Business Models, die im B Impact Assessment Anwendung finden. Da das B Impact Assessment auf Englisch ist, werden der Nachvollziehbarkeit halber die Bezeichnungen der Impact Business Models auf Englisch beibehalten.

Falls Sie unsicher sind, in welchem Bereich Ihr Unternehmen ein Impact Business Model hat oder Sie vermuten, dass Ihr Unternehmen eines hat, welches hier nicht reflektiert wird, dann gehen Sie auf Nummer sicher. Wenden Sie sich an B Lab oder an mich. Ich beantworte Ihre Fragen gerne. 

 

Welche Impact Business Models gibt es?

 

Impact Business Model

Beschreibung

 

GOVERNANCE

 

Mission Lock

Erkennt Unternehmen an, die die Einbeziehung von Stakeholdern in die Entscheidungsfindung in der Unternehmensstruktur und der -satzung festlegen. Dies ist Voraussetzung für die B Corp-Zertifizierung.
 

WORKERS

 

Worker Owned

 

Erkennt Modelle an, die Mitarbeiter befähigen und beteiligen, einschließlich Genossenschaften oder durch Mitarbeiterbeteiligungsprogramme.

 

Workforce Development

 

Erkennt Unternehmen an, die Arbeitsplätze und Fortbildungen für chronisch unterbeschäftigte Bevölkerungsgruppen bereitstellen.

 

 

COMMUNITY

 

Supply Chain Poverty Alleviation

 

Erkennt Strategien für Lieferketten an, die Armut verringern durch positive Handels- und Arbeitsbedingungen und/oder Lieferanten in unterversorgten Märkten unterstützen.

 

Micro-Enterprise Poverty Alleviation

 

Erkennt die Bereitstellung von Möglichkeiten für Kleinstunternehmen und Personengruppen in unterversorgten Märkten an, z.B. durch Franchising oder Produktvertrieb.

 

Local Economic Development (nur für entwickelte Märkte)

 

Erkennt Strategien zur Stärkung der lokalen Wirtschaft an, z.B. durch Einkauf, Eigentum, Bankgeschäfte, Kund*innen und wohltätige Spenden.

 

National Economic Development (nur für Schwellenländer)

 

Erkennt Strategien zur Stärkung der nationalen Wirtschaft an, z.B. durch Privatisierung oder Importsubstitution.

 

Producer Cooperative

 

Erkennt Strukturen an, die Zulieferer befähigen, indem sie Produktion, Entscheidungsfindung und Gewinnverteilung selbst organisieren.

 

Designed to Give

 

Erkennt Unternehmen an, die bedeutende Teile der Unternehmensgewinne oder -umsätze, Eigenkapital oder Zeit für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellen.

 

 

ENVIRONMENT

 

Renewable/Cleaner Burning Energy

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die Treibhausgasemissionen durch die Bereitstellung erneuerbarer oder sauberer Energie reduzieren.

 

Resource Conservation 

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die den Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser) und/oder den Abfall reduzieren.

 

Land/Wildlife Conservation

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die die natürliche Umwelt erhalten oder wiederherstellen und/oder Tiere schützen.

 

Toxin Reduction/ Remediation

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die Giftstoffe oder Verunreinigungen reduzieren oder beseitigen.

 

Environmental Information and Education

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die das Bewusstsein für wichtige Umweltthemen und den Erhalt von Bildungseinrichtungen fördern.

Environmental Innovative Process 

 

Erkennt Umweltmaßnahmen an, die traditionelle Prozesse neu gestalten und natürlichen Ressourcen erhalten.

 

 

CUSTOMERS

 

Basic Services for the Underserved

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die die Bereitstellung von grundlegenden Dienstleistungen für Personen ohne Zugang zu diesen anbieten oder unterstützen.

Economic Empowerment for the Underserved

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die einkommensgenerierende Maßnahmen für Personen in unterversorgten Märkten anbieten oder unterstützen.

 

Health and Wellness

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Personen fördern.

 

Education 

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die die Fähigkeiten und Kenntnisse von Personen fördern.

 

Support for Underserved/Purpose Driven Enterprises

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die den finanziellen oder operativen Erfolg von Unternehmen ermöglichen, die Purpose-orientiert oder in unterversorgten Märkten situiert sind.

 

Impact Improvement 

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die positive Veränderungen in Organisationen vorantreiben, um ihre soziale oder ökologische Wirkung zu verbessern.

 

Arts, Media, & Culture 

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die künstlerisches, kulturelles oder ehrenamtliches Engagement fördern.

 

Infrastructure/ Market Access Building

 

Erkennt Produkte/Dienstleistungen an, die notwendige Infrastruktur für Gemeinden zur Verfügung stellen, die zuvor unzugänglich waren.

 

Serving In Need Populations 

 

Erkennt soziale Produktmodelle an, die auf traditionell bedürftige Bevölkerungsgruppen oder Gruppen in unterversorgten Märkten ausgerichtet sind oder diesen zugute kommen.